In dem Bestseller „101 Essays, die dein Leben verändern werden“ von Brianna Wiest, den ich nebenbei gesagt anfangs noch recht inspirierend fand, aber im weiteren Verlauf spielte es unterschiedliche Variationen der immer gleichen Themen, bin ich über den Begriff „Güte“ gestolpert.
Es ist ein aus der Zeit gefallenes Wort. „Güte“ kennt man vielleicht noch aus der Bibel, literarischen Klassikern oder Gedichten. Gütig zu sein bedeutet, anderen Menschen freundlich, hilfsbereit und wohlwollend zu begegnen. Es ist eine Kombination all dieser Eigenschaften. In einer Gesellschaft, wo die Selbstverwirklichung des Einzelnen und das Erreichen der eigenen Ziele im Mittelpunkt stehen, passt das aber anscheinend nicht hinein. Oder gerade deswegen?
Güte ist nicht unbedingt eine Frage der großen Gesten, sondern eine Einstellung der Persönlichkeit. Sie wird gerade im Alltäglichen sichtbar. Es bedeutet gleichzeitig den anderen in den Blick zu nehmen und sich selbst zurückzustellen: Jemanden an der Kasse vorlassen. Eine freundliche, aufmunternde Nachricht an eine*n Freund*in schreiben. Endlich mal wieder die Eltern anrufen (und eine Gewohnheit daraus machen). Ein Spiel mit den Kindern spielen, gerade weil man etwas Wichtigeres zu tun hat (oder es zumindest denkt). Vielleicht ist es wirklich so einfach.